Lehmkuhle historisch

Aus der Geschichte der Havelberger Lehmkuhle

1354
Markgraf Ludwig schenkt das Dorf Sperlingsberg mitsamt der Lehmkuhle dem Havelberger Domkapitel, ohne dabei an die Baustoffprobleme seiner Untertanen in der Stadt Havelberg zu denken.

1391
Bischof Johann von Woeplitz versucht den Streit zu schlichten, indem er bestimmt, daß die Bürger eine Hälfte der Lehmkuhle zwischen dem Sperlingsberg, der Bürgerziegelscheune und dem Hof von Clawes Wittenberg nutzen dürfen. Da diese ihren Anteil durch Aushöhlen des Abhanges ständig erweitern, verfügt Johann von Woeplitz, Eigentumsrecht und Gerichtsbarkeit über die Bewohner der Lehmkuhle stehen den Kapitelsherren zu.

1431
Erfolgt eine erneute Verfügung, daß die Havelberger nur mit der Erlaubnis des Domkapitels graben dürfen.

1527
Schlichtet der Kurfürst einen Streit zwischen Stadt und Kapitelsherren und bewirkt die Zuweisung einer eigenen Lehmkuhle für die Bürger.

1635
Während des 30-jährigen Krieges wird die Lehmkuhle genannte Häuserzeile am Berghang durch schwedische Soldaten unter Oberst Dracke, „dieweil mit Darreichung einer Summe Geldes ihm die Hände nicht konnten gefüllt werden“, zerstört.

1649
Die Steuerliste des Domkapitels weist erstmals wieder Bewohner der Lehmkuhle aus. Genannt werden der Müller Balzer Seidenschnur und seine Frau sowie zwei Mühlenkostknechte, bei ihm wohnt auch ein Müller Joachim Wilke, der die mittelste Mühle bewirtschaftet. Daraus kann abgeleitet werden, daß nach 1648 auf dem Hang an der Lehmkuhle 3 Mühlen standen.

1720
Führt der Streit um die Lehmkuhle fast zum Krieg zwischen Stadt und Domstift. Der Stellmacher Löther, als Lehmkuhlenbewohner Untertan des Domstiftes, hat um sein Grundstück einen Zaun gezogen. Daraufhin schickt der Rat der Stadt seine Streitmacht aus, um durch 40 Bewaffnete den Zaun niederreißen zu lassen. Vom Erfolg ermutigt, sendet der Rat am 19. April 1720 nochmals 60 Streiter aus, mit Flinten, Äxten und Wagen, „also armieret“. Der Kriegszug führt sie nach Toppel, wo sie im „Dickte“ genannten Eichenwald der Domherren 14 Eichen fällen und im Triumph in die Stadt führen. Die Domherren verzichten auf den Einsatz ihrer Armee und führen Klage beim Preußenkönig Friedrich Wilhelm I..

1748
Werden in der Lehmkuhle zwei Stellmacher, zwei Müller und ein Branntweinbrenner verzeichnet.

1800
Die Lehmkuhle hat 117 Einwohner.

1858
Zählt man in der Lehmkuhle 153 Bewohner, 15 Wohnungen und 9 Wirtschaftsgebäude.

1858
In Havelberg wird das II. Bataillon des 4. Brandenburgischen Infanterieregimentes Nr. 24 garnisoniert (ab 1864 das Füsilierbataillon). Die Lehmkuhle wird Exerzierplatz.

1876
Die Lehmkuhle wird in die Stadt Havelberg eingemeindet.

1901
Das Infanterieregiment Nr. 24 verläßt Havelberg. Die Lehmkuhlenkaserne wird Restaurant mit Tanzsaal. In der Lehmkuhle spielt sich hauptsächlich das Treiben anläßlich des „Großen Marktes“ ab, welcher seit Jahrhunderten am ersten Dienstag im September stattfindet. Die Havelberger Lehmkuhle wird zu einem in der Prignitz und im Elb-Havel-Winkel sowie in der Altmark bekannten Vergnügungsort.

G. Christopeit

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